Passage-Verlag Leipzig
seit 1999 vergriffen
ISBN 3-9805299-08
Mit Beiträgen von Lothar-Günther Buchheim, Adolf Diamant, Clauss Dietel, Wolfgang Emmerich, Alexander Gauland, Kerstin Hensel, Stephan Hermlin, Stefan Heym, Barbara Köhler, Rolf Schneider, Peter von Zahn und vielen anderen. 340 Seiten,
15 x 21 cm, in Leinen gebunden. Buchschmuck von Carsten Nicolai.
Buchgestaltung: Yosh Finzel,
Tilo Richter, Hans Rother
Das Buch soll dem Leser das Schicksal eines der schönsten Chemnitzer Quartiere vor Augen führen. Dabei werden persönliche Erinnerungen und Wertungen mit den historischen Fakten zu einem ebenso spannenden wie anregenden Kaleidoskop von Stimmungen verschmelzen. Historisches und aktuelles Foto- und Kartenmaterial führt dem Betrachter vor Augen, wie sich die Erscheinung des Kaßbergs wandelte und wie sich der Stadtteil heute präsentiert. Die bildgewordene Sicht Chemnitzer Künstler auf das vielgestaltige Areal inmitten der Industriestadt und eine gediegene Gestaltung verleihen dem Buch seine ästhetische Qualität. Die Signets und das Vorsatzpapier zeichnete Carsten Nicolai.
Schon in früheren Jahrhunderten unternahm man wiederholt den Versuch, die Herkunft des Namens «Kaßberg» zu ergründen: In «kaska» (Jungfrau) – der Berg, auf dem sich die Jungfrauen ergingen – sah man die Wurzel. Oder aber in «castra» (befestigtes Lager), weil den Kaßberg einst eine Burg, mindestens aber Befestigungsanlagen gekrönt haben sollen. Wahrscheinlicher ist der Zusammenhang mit dem slawischen Wort «katz» - was soviel wie unfruchtbarer oder schlecht geackerter Berg gemeint haben könnte.
So heißt der Berg erst seit Anfang des 18. Jahrhunderts nicht mehr Katz- sondern Kaßberg. Und tatsächlich blieben große Teile des mächtigen Hügels lange Zeit unberührt: Nur die Bierkeller der Stadtbrauereien waren seit dem 16. Jahrhundert Zeichen der Urbanisierung. In Kriegszeiten wurde der Berg strategisch wichtig: In dunklen Zeiten «tummelte sich allerlei Kriegsvolke auf dem Kaßberge».
Der Beginn der eigentlichen Besiedlung des Kaßbergs ist recht genau festgehalten: Der Lehrer Johann Friedrich Stahlknecht errichtete 1855 sein Wohnhaus hier. Um das Jahr 1900 wurde der Kaßberg zum nobelsten Chemnitzer Stadtviertel. Ganze Mietshäuser waren bewohnt von Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft; kaum ein Unternehmer verzichtete auf diese renommierte Adresse über der Stadt. Auch öffentliche Gebäude gehörten bald zum Gesicht des Kaßbergs: das Amtsgericht, eine Berufsschule, ein Gymnasium sowie einige Kirchen und die Synagoge. Die für Chemnitz so typische Industrie hielt man weitgehend fern. Parkanlagen und dichte Baumreihen in fast jeder Straße prägen bis heute das besondere Flair.
Der Chemnitzer Kaßberg gehört zu den europäischen Kleinoden der Gründerzeit- und Jugenstilarchitektur der Jahre zwischen 1870 und 1915. Das Areal ist seit 1991 Flächendenkmal der Stadt Chemnitz, etwa 480 Baudenkmale stehen dadurch unter besonderem Schutz.
«So darf, soll und wird sich Tilo Richters Der Kaßberg schon bald als wertvolles Stück im Dienst des Heimatgefühls der Chemnitzer im In- und Ausland erweisen. Mit vollem Recht.» (Addi Jacobi, Blick, 1996)
«Was das Buch so bemerkenswert macht, sind gar nicht zuerst die großen Namen sondern der Facettenreichtum mit dem hier ein Stück Stadt betrachtet wird. Einem Kaleidoskop gleich, birgt jeder veränderte Blickwinkel ein neues Bild in sich. ... Seinem Untertitel Ein Chemnitzer Lese- und Bilderbuch macht das Buch alle Ehre: Fein ausgestattet, gefällt es auch durch das tadellose Layout. Der Kaßberg, eine Welt im kleinen – deutsche Kulturgeschichte konzentriert betrachtet durch einen Stadtberg.» (Volker Insel, mdr-Kultur, 1996)
«Es ist das wohl edelste Buch, das über unsere ehrliche Stadt entstanden ist. ... Der Kaßberg ist nicht das Buch aus dem elitären Quartier für besondere Leute, sondern schlicht ein Chemnitz-Buch, welches endlich ohne Vorwurf oder Bitterkeit für Chemnitz spricht.» (Stadtstreicher Stadtmagazin, 1/1997)
«Text und Bild wurden nicht nur unter biographischen und autobiographischen Aspekten vollendet zusammengeführt; die Gestaltung erfüllt insgesamt hohe ästhetische Ansprüche. ... Alles in allem: ein gelungenes Werk, für das man dankbar sein muß und das in der stadtgeschichtlichen Literatur wohl einmalig bleiben wird.» (Stephan Pfalzer, Mitteilungen des Chemnitzer Geschichtsvereins, 1997)